7. Januar 2025: Landgericht legt 500.000-Euro-Drogenprozess auf Eis
Der Angeklagte muss sich mit seinen Anwälten besprechen, was er zu Vorwürfen des internationalen Drogenhandels in Solingen sagen will. Während dessen laufen Fristen zur Fortsetzung der Verhandlung. Das Landgericht Wuppertal hat zwei Sitzungstage gestrichen.
Der Angeklagte soll von Solingen-Ohligs aus international Drogen gehandelt haben. Es geht um mutmaßliche Anbahnung eines Millionengeschäfts um 100 Kilogramm Kokain aus Belgien - und um 15 weitere Anklagepunkte. Durch die Taten habe der Mann 500.000 Euro eingenommen, sagt die Staatsanwaltschaft. Im Prozess vor dem Landgericht Wuppertal tut sich jetzt bis zur Monatsmitte nichts mehr: Der Mann muss sich mit seinen Anwälten besprechen. Es geht darum, was er zu den Vorwürfen sagen will. Dienstag, 7. Januar, sollte eigentlich Verhandlung mit Zeugenaussagen sein. Statt dessen gab es Besprechungszeit für die Verteidigung in einer Zelle des Gerichts.
Den 36-Jährigen hatte die Polizei Anfang Juni 2024 festgenommen - fünf Tage vor Prozessbeginn gegen einen mutmaßlichen Komplizen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Er lebte unangemeldet in Solingen-Ohligs.
Seine Taten soll er in engem Kontakt mit einem inzwischen in erster Instanz verurteilten Solinger Paar begangen haben. Laut Anklage geht es um eine Folge von Geschäften mit Kokain und Marihuana zwischen Herbst 2022 und April 2023. Zum Ende hin habe sich der Rhythmus verdichtet, bis zu mehreren Übergaben pro Tag.
Auf die Spur des Netzwerks kamen die Ermittler durch die Entschlüsselung von Handy-Nachrichten in Frankreich. In der Folge wurden einige Personen identifiziert. Andere sind bis heute nur unter Spitznamen bekannt.
Zum Prozessauftakt von Mitte Dezember hatten die zwei Anwälte für den 36-Jährigen erklärt: Er wolle sich zu den Vorwürfen äußern. Mindestens zum Teil wolle er nicht bestreiten. Um die Einzelheiten zu klären, bräuchten sie aber mehr Zeit.
Zur Fortsetzung drei Wochen später war die Verteidigung nicht weiter. Das Gericht reagierte prompt: Statt Zeugenprogramm gab es zunächst nur Fotos aus den Akten: Sie zeigen die Bleibe und das Auto des Mannes am Tag der Festnahme. Beides war vollgepackt mit Alltagsgegenständen. In einer Geldbörse fand sich ein vierstelliger Euro-Betrag. Dazu kamen braune Papiertüten im Kilogrammformat, wie sie im Handel für Kräuter üblich sind.
Den Rest des Tages durften die Anwälte mit ihrem Mandanten in einer Gerichtszelle nutzen. Donnerstag fällt ein weiterer Verhandlungstag aus. Ursprünglich vorgesehen waren für den Prozess acht Termine bis 4. Februar.
Das Gericht erläuterte auf Anfrage keinen der Vorgänge hinter den Kulissen. Der Leiter der für viele Solinger Gefangene zuständigen Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Vohwinkel stellte ebenfalls auf Anfrage klar: "Wir ermöglichen alle Besuchstermine, die zur Verteidigung erforderlich sind."
Das Gericht will Mittwoch, 15. Januar, weiter verhandeln.
Termin des Landgerichts Wuppertal, 6. Strafkammer, vom 7. Januar 2025
Ich berichte nach Besuch des Termins und ergänzender Auskunft der Behörden.
Eine frühere Fassung des Textes nannte einen mutmaßlichen Gewinn von 500.000 Euro. Richtig ist, dass die Anklage dem Mann vorwirft, diesen Betrag erhalten zu haben. Auf den Fehler hat das Gericht hingewiesen.
Zuletzt bearbeitet 8. Januar 2025. Erstmals veröffentlicht 7. Januar 2025.
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