Dirk Lotze - Journalist
Missbrauchsprozess: Landgericht zieht Psychiaterin hinzu

Gerichtsinsel

23. Januar 2025: Missbrauchsprozess: Landgericht zieht Psychiaterin hinzu

Der Angeklagte (39) aus Solingen hat gestanden. Er habe ein obdachloses Mädchen im Kindesalter sexuell missbraucht. Aufgrund seiner Angaben prüft das Gericht, ob er schuldfähig ist - und ob von ihm Gefahr ausgeht.

In einem Prozess um sexuellen Missbrauch eines Solinger Mädchens im Kindesalter ändert das Landgericht Wuppertal sein Programm. Die Richterinnen und Richter ziehen eine psychiatrische Sachverständige zur Verhandlung hinzu. Bei dem 39 Jahre alten Angeklagten geht es um die Schuldfähigkeit. Zunächst war vorgesehen gewesen, nur einen behandelnden Arzt zu befragen - und den Prozess wie geplant am Donnerstag, 23. Januar 2025, zu Ende gehen zu lassen.

Der 39-Jährige ist ohne Vorstrafen und für die Verhandlung auf freiem Fuß. Den Tatablauf aus dem Jahr 2017 hat er gestanden. Die Richterinnen und Richter verhandeln überwiegend nichtöffentlich, um die Beteiligten zu schützen. Der Mann soll ein zwölf Jahre altes Mädchen bei sich aufgenommen haben, als sie keine Bleibe hatte. Er habe dem Kind einen Joint gegeben. Als sie auf einem Sofa schläfrig wurde, habe er einen Übergriff begangen. Der Prozess soll aufklären, ob die Anklage richtig ist. Bei Verurteilung muss der Mann mit Freiheitsstrafe rechnen. Die Geschädigte ist inzwischen volljährig. Sie brauchte nicht mehr über die Abläufe während der Tat auszusagen - nachdem der 39-Jährige den Vorwurf bestätigt hat.

Die zusätzliche, psychiatrische Begutachtung verlängert die Verhandlung voraussichtich bis Anfang März: Die Gerichtspsychiaterin soll den Mann untersuchen. Ausgelöst haben das die Angaben, die er dem Gericht hinter verschlossenen Türen gemacht hat: Er befinde sich seit Jahren in Behandlung.

Die Gutachterin soll zusätzlich klären, ob der Mann womöglich aus medizinischer Sicht gemeingefährlich ist. Das würde sich im Verfahren auswirken. Die Geschädigte soll für die Gutachterin ein weiteres Mal in den Zeugenstand gerufen werden: Sie soll beschreiben, wie der Mann 2017 gewirkt hat. Zu der selben Frage recherchiert das Gericht nach einer früheren Freundin des Mannes. Von ihr liegen bislang nur Teile der Personalien vor. Ds vorläufiges Fazit der vorsitzenden Richterin: "Wir tun unser Bestes."

Nächster Prozesstermin ist Anfang Februar 2025.

Verhandlung des Landgerichts Wuppertal, 10. Strafkammer, vom 23. Januar 2023.
Ich berichte nach Besuch der Sitzung.


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Zuletzt geändert am 23. Januar 2025