16. Juni 2025: Prozess um Bandendiebstahl: Zeugen schildern Auto-Attacke an Supermarkt
Ein 45 Jahre alter Angeklagter soll mit einem SUV in Remscheid auf einen Markt-Mitarbeiter losgefahren sein, um Diebesbeute für 500 Euro zu verteidigen. Das Gericht zeigte Handy-Videos von dramatischen Szenen rund um die Flucht einer bis zu siebenköpfigen Diebesgruppe. Im Prozess fehlen wichtige Spuren-Auswertungen, die bei der Überführung helfen könnten.
Es waren dramatische Szenen rund um die Flucht einer bis zu siebenköpfigen Diebesgruppe aus einem Remscheider Supermarkt: Ein Marktmitarbeiter hatte sich vor einem schwarzen Kompakt-SUV aufgebaut, um dessen Wegfahrt zu stoppen. Er war auf die Motorhaube aufgeladen worden, war abgesprungen und hatte sich erneut in den Weg gestellt. Hinter dem ersten Wagen scherte ein zweites, ebenso dunkles Auto in der Gegenrichtung auf die Straße aus und verschwand mit Vollgas. Eine Stimme rief: "Der gehört dazu!", eine zweite warnte, voller Panik: "Der fährt Dich um!" Das Video aus dem Handy einer Kundin (60) spielte das Landgericht Wuppertal vor.
Mit Prozessbeginn Montag muss sich ein 45 Jahre alter Angeklagter verantworten. Er soll Fahrer des ersten SUV gewesen sein. Der Mann sitzt seit der Festnahme von Ende Januar 2025 in Untersuchungshaft und schweigt. Der Vorwurf: Einsatz des Autos als Waffe beim Bandendiebstahl vom Januar 2025. Während der Verhandlung fahndet die Polizei weiter nach möglichen Mittätern. Im Prozess fehlt bislang eine Auswertung möglicher Spuren. Das machte das Gericht klar.
Tatort an einem Samstagmittag war ein Supermarkt im Stadtbezirk Lennep. Falls der Vorwurf stimmt, lenkte der Angeklagte nach der Konfrontation mit dem Marktmitarbeiter seinen SUV in voller Rückwärtsfahrt über eine Landstraße aus dem Umfeld. Die sofort alarmierte Polizei stellte dieses Fahrzeug in einem Gewerbegebiet: im Kofferraum zwei Tüten mit Diebesbeute für 500 Euro, von weiteren Personen keine Spur.
Die Gruppe war im Laden anhand des Verhaltens aufgefallen, sagten Kunden im Zeugenstand aus: Ein Mann habe Tüten in seinen Einkaufswagen gestellt gehabt und die an den Regalen befüllt. Die vollen Tüten habe er ergriffen und sei Richtung Ladeneingang gelaufen. Ein Anderer am Eingang habe das abgepasst und sei rein gekommen, so dass die Schiebetüren für den ersten Mann offen standen. Dann sei es zu der Szene auf dem Parkplatz, zu Fahndung und Festnahme gekommen.
Was die Spuren angeht, so waren laut Gericht am ersten Auto einerseits dutzende Spuren für genetische Fingerabdrücke genommen worden: An Lenkrad und Schalthebel, Türgriffen und Getränkebechern im Inneren. Andererseits stellte der Vorsitzende Richter fest: "Ein DNA-Gutachten zu den Spuren ist mir nicht bekannt." Auf seinen fragenden Blick in die Runde schwiegen Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Der Richter fügte hinzu: "Warum man dann Abriebe nimmt, erschließt sich mir nicht."
Das Gericht hat einen weiteren Verhandlungstag vorgesehen.
Prozessbeginn vor dem Landgericht Wuppertal, 2. Strafkammer.
Ich berichte vom Besuch der Verhandlung.
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