Dirk Lotze - Journalist
Prozess um Mordversuch in Solingen: Polizei sichert Wuppertaler Landgericht

Gerichtsinsel

24. Oktober 2025: Prozess um Mordversuch in Solingen: Polizei sichert Wuppertaler Landgericht

Der 40-jährige Angeklagte soll im Streit versucht haben, einen Gegner am Solinger Landwehr mit seinem SUV zu überfahren. Die Auseinandersetzung zwischen Angehörigen soll fortdauern. Vor diesem Hintergrund kündigte ein laut Polizei wohl besorgter Anrufer an, es seien mehr als 20 Autos mit Männern und Schusswaffen auf dem Weg zum Verhandlungssaal. Dort warteten die Zeugen, um auszusagen. Die Behörden bewerteten die Warnung als ernst.

Während des Prozesses um einen Mordversuch in Solingen musste das Landgericht Wuppertal die Verhandlung zur Sicherheit kurz unterbrechen. Am Morgen des zweiten Verhandlungstages warnte ein Anruf im Justizzentrum vor bewaffneten Gruppen in angeblich mehr als 20 Fahrzeugen, die auf dem Weg dorthin seien. In der Verhandlung muss sich ein 40-jähriger Angeklagter verantworten, weil er laut Vorwurf seinen SUV absichtlich auf einen Gegner gelenkt haben soll, mit dem er Streit hatte. Als der Anruf einging, befand sich der verletzte 50 Jahre alte Mann im Zeugenstand. Er sagte aus, der Hintergrund sei ein Drogengeschäft des Angeklagten gewesen - seines Wissens um Kokain und Cannabis.

Der 40-jährige Angeklagte, ein Familienvater, sitzt in Untersuchungshaft. Der Vorwurf lautet, dass er am 18. Januar 2025 den Verletzten vor einer Sport- und Fitnesseinrichtung abgepasst hat. Laut Zeugenaussagen fuhr sein SUV direkt auf das Opfer zu. Der Täter sei geflüchtet und habe den Verletzten auf der Straße liegen lassen, weil er die Zeugen bemerkte. Der Angeklagte sagt, er sei nicht der Fahrer gewesen.

Der Verletzte gibt im Prozess an, er habe den 40-Jährigen am Steuer erkannt. Allerdings soll er noch in der Klinik und vor Polizisten gesagt haben: In dem Auto hätten Männer gesessen, deren Namen er nicht kenne. Dem Gericht beteuerte der Verletzte laut und wütend: "Ich weiß, dass der das war." Personen aus dem Umfeld des Gegners hätten ihn nach dem Angriff sogar noch verhöhnt.

Videos vom Tatort zeigen den SUV. Der Fahrer ist aber womöglich nicht eindeutig zu erkennen, sagte ein Experte. Er will seine Aussage ergänzen, wenn drei Brüder des Angeklagten als Zeugen aufgetreten sind.

Außer der Täterschaft bleibt auch die Vorgeschichte nach derzeitigem Stand der Verhandlung unklar. Der Streit soll im Frühjahr 2024 begonnen haben, sagte der Geschädigte. Er behauptet, der Angeklagte habe seine Söhne unter Druck gesetzt, in Drogengeschäfte einzusteigen, und habe ihnen dann Waffen gegeben, die später bei ihnen beschlagnahmt wurden. Er sei gegen die Geschäfte vorgegangen, deshalb sei der Streit eskaliert.

Gegen die Söhne allerdings wird in umgekehrter Richtung ermittelt: Sie sollen die Drogenhändler sein. Das führte der Verteidiger im Gericht ein. Dem Geschädigten im Zeugenstand sagte er, er müsse danach fragen: "Dass es unangenehm ist, kann ich verstehen."

Der Geschädigte blieb bei seiner Version. Das Gericht will noch mehr Streitfälle der Männer untersuchen, und zusätzliche Videos und Spuren auswerten.

Für die Sicherheit im Gericht setzte die Polizei Streifenbeamte ein; Besucher wurden eskortiert und Wachen verstärkt. Der Angeklagte erklärte anfangs zunächst sogar, aus Angst nicht weiter aussagen zu wollen, sprach dann aber doch weiter. Seine Angehörigen, darunter seine Enkelin, saßen dicht gedrängt vor dem Saal. Verdächtige Fahrzeuge fanden die Beamten laut vorläufiger Meldung aber nicht.

Fortsetzungstermin vor dem Landgericht Wuppertal, 5. Große Strafkammer, vom 24. Oktober 2025.
Ich berichte vom Besuch des Termins.


In E-Mail-Verteiler eintragen: Gerichtsinsel

Terminauswahl und Links zu neuen Prozessberichten. Sie erhalten freitags Links zu neuen Texten, sonntags eine Terminvorschau. In den Verteiler eintragen ...

(Dienstleister: Mailchimp, Datenschutzhinweis)

Zuletzt geändert am 25. Oktober 2025